Diabetes im Erwachsenenalter: Sonderform LADA

Treten bei Menschen um die 50 Jahre erstmals Diabetes-Symptome auf, liegt häufig die Diagnose Typ-2-Diabetes nahe. Dahinter kann sich jedoch unter Umständen auch ein LADA-Diabetes verbergen. Lesen Sie mehr zur autoimmun-vermittelten Diabetes-Form bei Erwachsenen!

Frau mit LADA-Diabetes hält sich eine Maske vors Gesicht.

Was bedeutet LADA-Diabetes?

Der Begriff LADA steht für „Late onset autoimmune diabetes in the adult“. Traditionell unterscheiden Fachleute bei Diabetes mellitus zwischen Jugenddiabetes (Typ-1-Diabetes) und Altersdiabetes (Typ-2-Diabetes). Je nachdem, in welchem Alter die Erkrankung zum ersten Mal auftritt, erfolgt die Bezeichnung.

Doch eine Diagnose allein aufgrund des Alters ist zu kurz gedacht. Bei Erwachsenen zeigen sich weitere Arten: Neben dem bekannteren Schwangerschaftsdiabetes ist die Sonderform LADA weniger geläufig. Sie gehört zu den Typ-1-Diabetes-Formen, tritt aber erst nach der Kindheit und Jugend auf.

Die Übersetzung „spät einsetzender Autoimmundiabetes bei Erwachsenen“ verdeutlicht die Ursache: Ähnlich wie der Typ-1-Diabetes im Kinder- und Jugendalter löst eine Autoimmunreaktion die Erkrankung aus. Die Abwehrkräfte des Körpers richten sich gegen die eigenen insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Folglich steht nicht ausreichend Insulin zur Senkung des Blutzuckers zur Verfügung – ein erhöhter Blutzuckerwert ist die Folge.

Anders als beim Typ-1-Diabetes in jungen Jahren dauert der Prozess bis zur unwiderruflichen Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen beim LADA sehr lange: Bis zu einer endgültigen Diagnose können daher Jahre vergehen, da er häufig zuerst als Typ-2-Diabetes fehldiagnostiziert wird.

LADA, Typ-1 oder Typ-2: Ist das Alter der Maßstab bei Diabetes?

Die alleinige Diagnose der Diabetes-Form anhand des Alters gerät immer weiter ins Wanken, da immer mehr junge Menschen und sogar Kinder einen sogenannten Altersdiabetes entwickeln. Typ-2-Diabetes ist daher die passendere Bezeichnung: Ein ungesunder Lebensstil sowie Übergewicht, Bluthochdruck, Schlaf- und Bewegungsmangel sind häufig die Ursache. Die Faktoren können bereits in jungen Jahren zu der Stoffwechselerkrankung führen. Umgekehrt ist es auch möglich, dass bei Menschen mit Typ-1-Diabetes im weiteren Krankheitsverlauf aufgrund von Übergewicht und abnehmender Insulinempfindlichkeit zusätzlich eine Art Typ-2-Diabetes auftritt.3

Im Erwachsenenalter wird LADA-Diabetes etwa 3-mal häufiger diagnostiziert als der klassische Typ-1-Diabetes.3 Studien zeigen, dass bis zu 10 Prozent der erwachsenen Menschen mit Typ-2-Diabetes Auto-Antikörper gegen die insulinproduzierenden Inselzellen der Bauchspeicheldrüse aufweisen.4

LADA-Diabetes – so stellt das Fachpersonal die Diagnose

Mit der passenden Therapie lässt sich LADA-Diabetes bestmöglich behandeln.3 Nur der richtige Befund jedoch entscheidet über die Behandlung. Einheitliche Kriterien zur Feststellung der Erkrankung gibt es noch nicht. Folgende Kenngrößen beziehen Mediziner:innen bei ihrer Beurteilung allerdings ein:3

  • Körpergewicht
  • Alter bei Auftreten der Erkrankung
  • Auto-Antikörper
  • Blutzucker Langzeitwert HbA1c
  • Nachweis einer Insulinresistenz (Insulinunempfindlichkeit) anhand des HOMA-Index (Homeostasis Model Assessment)

Das Hauptunterscheidungskriterium von LADA zu Typ-2-Diabetes stellt die Untersuchung auf eine bestimmte Art von Antikörper, die sogenannten GAD (gegen Glutamat-Decarboxylase), dar. Somit ist ein Bluttest zum Nachweis notwendig für die Krankheitserkennung. Der C-Peptid-Spiegel im Blut – ein Messwert zur Funktionsfähigkeit der Bauchspeicheldrüse und Insulinproduktion – ist beim LADA-Diabetes meist niedrig, wenn auch höher als bei Typ-1-Diabetes.1

Kurz und knapp: Sind keine Antikörper im Blut zu finden, ist von einem Typ-2-Diabetes auszugehen. Andernfalls liegt bei Erwachsenen wahrscheinlich eine LADA-Erkrankung vor.

Wie unterscheidet sich LADA von anderen Diabetes-Formen?

Manche Symptome sind beim LADA-Diabetes ähnlich wie bei Typ-1 und Typ-2, andere unterscheiden sich hingegen:1,5,6

  • Gemeinsamkeiten mit Typ-1: Ständiges Durstgefühl, häufiger Harndrang und ausgeprägte Müdigkeit sind sowohl für LADA als auch für Typ-1-Diabetes typisch.
  • Unterschiede zu Typ-1: Die Beschwerden sind schwächer ausgeprägt als bei den anderen Diabetes-Formen, da der Erkrankungsprozess bei LADA schleichend ist. Im Gegensatz zum Typ-1-Diabetes mit mehreren unterschiedlichen Auto-Antikörpern im Blut findet Ihr medizinisches Fachpersonal beim LADA-Diabetes häufig nur einen einzigen.
  • Gemeinsamkeiten mit Typ-2: Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck können sich wie bei Typ-2-Diabetes bemerkbar machen.
  • Unterschiede zu Typ-2: Im Vergleich zeigt sich, dass Menschen mit LADA häufiger ein normales Körpergewicht haben. Die Erkrankung tritt vergleichsweise früh im Erwachsenenalter auf, etwa ab dem 30. Lebensjahr.

Therapeutisch gibt es ebenfalls Unterschiede: Menschen mit Typ-1-Diabetes müssen mit Beginn der Diagnose bereits Insulin spritzen. Bei Patient:innen mit LADA hingegen ist eine Insulintherapie meist in den ersten 6 Monaten nach Erkennen der Krankheit noch nicht notwendig.3

Wie sieht die Behandlung von LADA-Diabetes aus?

Zunächst kann Ihnen bei LADA-Diabetes eine Anpassung der Ernährung, mehr Bewegung und bei Übergewicht eine Gewichtsreduktion helfen. Sind jedoch die insulinproduzierenden Zellen schon vollständig erschöpft, benötigen auch Menschen mit LADA-Diabetes eine Insulintherapie. Für Patient:innen ab einem Alter von 45 Jahren besteht eine über 50-prozentige Chance, dass die körpereigene Rest-Insulinproduktion dauerhaft ausreicht und sie somit das tägliche Spritzen umgehen können.1

Als medikamentöse Therapie bei LADA-Diabetes kommen unter anderem Inkretin-basierende Medikamente wie GLP-Analoga und DPP-4-Hemmer in Betracht, da sie den Blutzuckerspiegel gut kontrollieren, ohne Unterzuckerungen zu riskieren.1,6 Nach aktuellem Kenntnisstand raten Mediziner:innen von Sulfonylharnstoffen ab, die Behandlung mit SGLT2-Hemmern ist derzeit nicht ausreichend erforscht.6 Die Datenlage zu speziellen Therapien ist jedoch noch sehr begrenzt. Vor allem eine individuelle Anpassung der Behandlungsmaßnahmen mit regelmäßigen Kontrollen des Langzeitzuckerwertes HbA1c sind für LADA-Diabetes-Patient:innen wichtig.

Obwohl viele Menschen mit LADA-Diabetes zunächst auch auf Medikamente und Veränderungen in der Ernährung reagieren, verlangsamt das die Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen nicht und hält sie nicht auf. Je nach Alter des/der Patient:in ist nach einigen Jahren eine Behandlung mit Insulin notwendig. So beginnen 70 Prozent der Betroffenen unter 45 Jahren innerhalb von 6 Jahren eine Insulintherapie, bei älteren sind es hingegen nur 40 Prozent.3

Beeinflusst LADA-Diabetes die Lebenserwartung?

Um mit Diabetes lange gesund leben zu können, sind eine gute Blutzuckereinstellung sowie die Vermeidung von Komplikationen wie einem diabetischen Koma (diabetische Ketoazidose) notwendige Grundpfeiler der Therapie. Außerdem können Sie so auch Folgeerkrankungen vermeiden oder zumindest hinauszögern.

Bei einem LADA-Diabetes ist die Blutzuckerkontrolle generell einfacher als bei Typ-1 oder Typ-2. Das Risiko für schwere Unterzuckerungen ist höher als bei Typ-2, jedoch niedriger als bei Typ-1.7 Menschen mit Typ-2-Diabetes und LADA teilen sich ähnliche mögliche Komplikationen. Mit einem LADA sind ihre Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen im Vergleich zu Typ-1 jedoch erhöht. Außerdem haben Personen mit dem spät einsetzenden Autoimmun-Diabetes häufiger eine krankhafte Eiweißausscheidung im Urin (Mikroalbuminurie).7

Der medizinische Fortschritt und neue Therapieansätze erhöhen insgesamt die Lebenserwartung. Davon profitieren sowohl Menschen mit LADA-Diabetes als auch diejenigen mit den bekannteren Formen.

Quellen

1 LADA, Deutsche Diabetes-Hilfe e.V., diabetesDE, https://www.diabetesde.org/ueber_diabetes/was_ist_diabetes_/diabetes_le… [Zuletzt abgerufen am 27.10.2022].

2 Wie entsteht Diabetes Typ 2?, diabinfo, das Diabetesinformationsportal, Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), https://www.diabinfo.de/leben/typ-2-diabetes/grundlagen/entstehung-und-… [Zuletzt abgerufen am 27.10.2022].

3 LADA - der spät einsetzende Typ-1-Diabetes, diabinfo das Diabetesinformationsportal, Helmholtz Zentrum München Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), https://www.diabinfo.de/leben/typ-1-diabetes/grundlagen/lada/ [Zuletzt abgerufen am 27.10.22].

4 S3-Leitlinie Therapie des Typ-1-Diabetes, 2018, https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/behandlung/leitlinien, https://doi.org/10.1055/a-0604-8622 [Zuletzt abgerufen am 27.10.2022].

5 Symptome & Komplikationen » Typ-1-Diabetes » Krankheiten » Internisten im Netz », Berufsverband Deutscher Internisten e.V.S. Internisten im Netz, 18.08.17, https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/typ-1-diabetes/symptome-… [Zuletzt abgerufen am 27.10.2022].

6 Hummel, M./Füchtenbusch, M.: LADA – Latenter Autoimmuner Diabetes im Erwachsenenalter. Diabetes Aktuell, 17(06), 220–224, 2019, https://doi.org/10.1055/a-0957-5528 [Zuletzt abgerufen am 27.10.2022].

7 Klein, F.: Autoimmundiabetes: Das sollten Sie bei Patienten mit LADA beachten, Medical Tribune Verlagsgesellschaft mbH, 25.10.19, https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/autoimmund… [Zuletzt abgerufen am 27.10.2022].